Wirges, Mia

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Karl Höck im 80sten Lebensjahr

Artikel und Fotos von Mechthild Wiskirchen

Mia Wirges, geb.am 03.01.1909, fand aber ihre Lebenserfüllung als freischaffende Künstlerin im Dienste der Kirche. Als junges Mädchen schon fühlte sie sich der Kirche verbunden, erst recht nach dem Tode ihres Bruders Toni.

Auch der damals in Much wirkende Kaplan Carl Havenith (1896-1980) hatte sie für eine religiöse Ausrichtung ihres Lebens begeistert und in seinen Bann gezogen. Sie absolvierte nach dem Ersten Weltkrieg an der Kunstfachschule in Düsseldorf eine Ausbildung zur Paramentenmeisterin, d. h. sie lernte es, Priestergewänder und andere Ausstattungen für Geistliche (z.B. Stolen) und Kirchen (z.B. Altartücher) zu entwerfen und anzufertigen. Doch ihr Programm umfasste auch das Weben und Sticken von Textilien, wie Teppichen und Wandbehängen, meist mit religiösen Motiven. In Düsseldorf eröffnete sie dann ihr erstes „Atelier für kirchliche Textilkunst“ in der Ludgerusstraße 10.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kam sie als Meisterin und Ausbilderin nach Much zurück und eröffnete hier wieder ein eigenes Atelier im Anbautrakt des Elternhauses Hauptstraße 7.

Der „Feuerreiter“, eine kirchlich geprägte Zeitschrift, brachte 1950 einen großen Artikel über sie heraus. Sie war eine gefragte Künstlerin und Lehrmeisterin und erhielt viele Aufträge, so auch von dem mittlerweile nach Neuss-Büderich versetzten ehemaligen Mucher Kaplan und mittlerweile Pfarrer Carl Havenith.

Und mit Büderich ergibt sich eine besondere Geschichte. Die dortige Pfarrgemeinde stellte 2015 viele Gegenstände aus ihrer Schatzkammer aus, unter anderem auch eine Reihe von kostbaren Priester-Gewändern, wobei einige trotz ausgiebiger Nachforschung nicht herkunftsmäßig zugeordnet werden konnten. Darüber berichtete die Kirchenzeitung des Erzbistums Köln in ihrer Ausgabe Nr. 43 vom 23.10.2010. Ich, Mechthild Wiskirchen, geb. Wirges, Tochter der Eheleute Toni Wirges und Katharina, geb. Peters aus Hohr, erkannte sofort die Gewänder als Arbeit meiner Tante und konnte auch den Beweis dazu erbringen. Denn ich besaß aus ihrem Nachlass eine Entwurfsmappe für viele angefertigte Paramente, u.a. auch für die in Büderich ohne Herkunftsangabe ausgestellten Gewänder. Zudem hatte ich auch den Stempel zur Verfügung, mit dem meine Tante ihre kunstgewerblichen Erzeugnisse signierte. So konnte ich behilflich sein, die „Produzentin“ der Gewänder, nämlich meine Tante, namhaft zu machen, was in der Kirchenzeitung Nr. 47 vom 20.11.2015 besonders gewürdigt wurde. Ich selbst besitze auch ein kostbares Andenken an meine Tante, nämlich einen von dieser entworfenen und gefertigten Wandteppich „Das Abendmahl“ mit den Maßen 2,50 x 2,25m.

Nachdem Pfarrer Havenith 1953 an St. Agnes nach Merten/Sieg versetzt wurde, war sie bei ihm bis zu dessen Lebensende (1980) Hauswirtschafterin. Dort hatte sie sich ein Haus in der Agnesstraße erbaut, das noch heute durch sein „Engelmotiv“ an der Fassade sofort zu erkennen ist. Sie selbst verstarb in Merten am 28.01.1993 und wurde auf ihren Wunsch hin im Elterngrab Wirges auf dem Mucher Friedhof beigesetzt.

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